Wenn Stadt Bildung mitdenkt, dann ... Die bildende Stadt
- Handlungsfeld
- Stadt-/Quartiersentwicklung
- Bildungsabschnitt
- Hochschule
Thema
Stadtplanung und Bildung
Herausgeberschaft
Angela Million/Felix Bentlin/Anna Juliane Heinrich, in Kooperation mit der Vodafone Stiftung Deutschland
Erscheinungsort
Berlin
Erscheinungsjahr
2016
Stiftungsengagement
Vodafone Stiftung Deutschland
Literaturangabe
Wenn Stadt Bildung mitdenkt, dann ... Die bildende Stadt. Perspektiven von Lehre, Forschung und Praxis auf die Idee einer bildenden Stadt. Hrsg. v. Angela Million/Felix Bentlin/Anna Juliane Heinrich in Kooperation mit der Vodafone Stiftung Deutschland. Berlin 2016.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Die Ausgangsthese lautet, dass in bildungspolitischen Diskussionen in Deutschland ein wichtiger Aspekt noch zu wenig beachtet wird: Die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen werden nicht nur von Schule und Elternhaus beeinflusst, sondern vom gesamten Sozialraum, in dem sie einen großen Teil ihrer täglichen Zeit verbringen.
Deshalb hat die Vodafone Stiftung Deutschland gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin und dem Bundesbauministerium kreative Nachwuchsstadtplanerinnen und -stadtplaner aus Deutschland dazu aufgerufen, Entwürfe für diese Fragestellung zu entwickeln: Wie lassen sich Städte und Stadtteile so gestalten und organisieren, dass dadurch die Bildungschancen der dort aufwachsenden Kinder und Jugendlichen bestmöglich gefördert werden?
Die Veröffentlichung präsentiert Expertenbeiträge und die wichtigsten Ergebnisse und Entwürfe zum Thema „Die bildende Stadt“, die im Rahmen des Projektes „Fachlicher Nachwuchs entwirft Zukunft“ der Nationalen Stadtentwicklungspolitik entstanden sind. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und der Vodafone Stiftung Deutschland unterstützt und von der Technischen Universität Berlin durchgeführt. Die Beiträge zum Projekt stammen von zehn Hochschulen aus ganz Deutschland. Die Publikation richtet sich an verantwortliche Akteure sowie Praktikerinnen und Praktiker, die in Bund, Ländern und Kommunen, in Stadtplanung und Bildungswesen, in Politik und Stiftungen daran arbeiten, die Bildungschancen in Deutschland zu verbessern.
Wichtige Ergebnisse
Stadt als Bildungsraum wird in den Beitragen auf vielfältige Weise erschlossen. Themen sind unter anderem die Öffnung der Schulen in den Stadtraum, lokale Bildungslandschaften, Learning Village, lernende und lehrende Orte, Schule als Zentrum des Quartiers, Chancen und Risiken eines zentralen Bildungsstandortes, städtische Bildungsquartiere, Vernetzung von Wissensquartieren in der Stadtgesellschaft, informelles Lernen, eigenverantwortliche Nutzung des öffentlichen Raums, Stadt als Campus, baukulturelle Bildung, bildende Funktion des öffentlichen Raums.
Auch Handlungsempfehlungen für die Planungspraxis und Stadtentwicklung zur Gestaltung einer „bildenden Stadt“ werden entwickelt.
In ihrem Fazit betonen die Autoren, dass es in Stadtentwicklungsprozessen künftig stärker als bisher darum gehen sollte, eine offene Gestaltung, einen umfassenden Abbau von Barrieren, ein neues Verständnis von Stadt und die Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Wirtschaft zu erreichen. Die Ziele von Bildung und Stadtplanung sollten mit ihren jeweils eigenen Qualitäten nebeneinandergestellt und Wechselwirkungen in Szenarien und Entwicklungsoptionen durchgespielt werden. Dies erhöhe das interdisziplinäre Verständnis und die Kooperationsbereitschaft in Stadtverwaltungen und Stadtpolitik.
Welche Erkenntnisse könnte Stadtentwicklungspolitik und -praxis aus den Beiträgen der Studierenden, Lehrenden sowie Expertinnen und Experten aus Sicht der Wissenschaftler gewinnen?
Wenn (angehende) Stadtplanerinnen und -planer Bildung mitdenken, dann
- spielen lokale Besonderheiten eine große Rolle: der lokale Kontext ist Ausgangspunkt für bildungsorientierte Stadtentwicklung,
- werden aktivierende Strategien für alle Bewohnerinnen und Bewohner vorgeschlagen (Lebenslanges Lernen im Fokus),
- werden Bürgerinnen und Bürger als Mitgestaltende ihres Quartiers betrachtet, die ihr Wissen und ihre Kompetenzen einbringen (Wechselwirkung von Partizipation und Lernprozessen),
- ist die Entwicklung und Gestaltung des öffentlichen Raums zentral, da er informelle Lern-Settings bietet und Bindeglied zwischen Bildungseinrichtungen und der Bevölkerung ist,
- sind Bildungseinrichtungen als zentrale Stadtbausteine zu gestalten, die möglichst multifunktional gedacht werden und auch Angebote für die Nachbarschaft einbeziehen,
- wird eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität von Bildungsbauten als notwendig erachtet (pädagogische Architektur),
- werden Zäune und Mauern als lebendige Fassaden gestaltet oder gezielt abgebaut (zum Beispiel Ein- und Ausblicke in das städtische Leben, vielfältigere Nutzungen),
- vernetzen sich private und öffentliche Akteure, um neue Bildungschancen zu erschließen (wertvolle Synergien, Kommunikation durch gemeinsam genutzte Infrastrukturen, fachlicher Austausch).
Deutlich werde, dass weitere Konzepte, Pläne, Bilder und interdisziplinäre Diskussionen zur „lehrenden und lernenden Stadt“ gebraucht werden, um die Umsetzung in Politik und Verwaltung voranzutreiben. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass zukünftige Stadtplanerinnen und Stadtplaner die Stadt als Lernort verstehen wollen: Sie hätten einen Beitrag als Expertinnen und Experten zu leisten, betrachteten sich aber immer auch als lernende Planende in einer bildenden Stadt.
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