Studie

Umfrage unter „starken Schulen“

Thema

Ganztag, Heterogenität, Berufsvorbereitung an Schulen

Herausgeberschaft

Gemeinnützige Hertie Stiftung

Erscheinungsort

Frankfurt am Main

Erscheinungsjahr

2017

Stiftungsengagement

Gemeinnützige Hertie Stiftung

Literaturangabe

Gemeinnützige Hertie Stiftung (Hrsg.): Umfrage unter „Starken Schulen“. Die wichtigsten Ergebnisse. Frankfurt am Main 2017.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Das Programm „Starke Schule“ der gemeinnützigen Hertie-Stiftung zielt darauf, mehr jungen Menschen eine aktive und selbstbestimmte Teilhabe am wirtschaftlichen und sozialen Leben zu ermöglichen. Zum Programm gehört ein bundesweiter Schulwettbewerb für alle allgemeinbildenden Schulen, die zur Ausbildungsreife führen, sowie ein länderübergreifendes Netzwerk mit umfangreichen Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte.

Seit dem Beginn des Programms 2008 wurden bundesweit mehr als 4.200 Schulen erreicht und über 5.000 Lehrkräfte im Netzwerk fortgebildet. Da viele der angestoßenen Themen heute Standard im Schulbetrieb sind und die Ziele dadurch erreicht wurden, endet das Programm im Dezember 2018.

Im Schulwettbewerb „Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen“ wurden alle zwei Jahre allgemeinbildende Schulen der Sekundarstufe I (beispielsweise Gesamtschulen, Förderschulen, Hauptschulen, Realschulen) ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die schulische Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler einsetzen. Folgende Aspekte stehen im Mittelpunkt: das Schulkonzept, die Angebote zur Berufsorientierung sowie die Förderung der Ausbildungsreife.

Die Erfolge jeder Schule werden danach beurteilt, wie die jeweils verfügbaren Ressourcen eingesetzt werden. Entscheidend sind somit nicht Leistungen von einzelnen Schülerinnen und Schülern, sondern das Konzept, mit dem die Schule alle Schülerinnen und Schüler unterstützt und fördert. Es wird bewertet, wie Schulen und deren Lehrkräfte

  • Grundlagen schaffen: Lehren und Lernen weiterentwickeln
  • Begabung ausbauen: Kompetenzen gezielt fördern
  • Übergänge meistern: Berufsorientierung frühzeitig beginnen
  • Netzwerke nutzen: mit außerschulischen Partnern kooperieren

Die Publikation basiert auf einer onlinebasierten Umfrage, die die Hertie-Stiftung im September/Oktober 2016 durchgeführt hat. Befragt wurden 102 Schulleitungen und Lehrkräfte, die mit ihren Schulen am Schulwettbewerb „Starke Schule“ teilgenommen haben.

Wichtige Ergebnisse

1. Komplex Ganztagsschule

Bei der gebundenen Ganztagsschule nehmen Schülerinnen und Schüler an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden die Angebote der Schule wahr. Bei der offenen Ganztagsschule handelt es sich um ein für die Schülerschaft freiwilliges Ganztagsangebot.

Die Mehrheit der befragten Lehrkräfte präferiert die gebundene Ganztagsschulform (47 Prozent). 19 Prozent der befragten Lehrkräfte bevorzugen die offene, 21 Prozent die teilgebundene Form.

Eine Vielzahl von Lehrkräften spricht sich für die gebundene Ganztagsschule aus, weil dadurch der Tagesablauf besser an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler angepasst werden könne und ein besseres soziales Miteinander, beispielsweise durch gemeinsame Freizeitaktivitäten, möglich sei. Zudem wurde angeführt, dass gerade Kinder aus eher bildungsfernen Elternhäusern dadurch besser gefördert werden könnten.

Für eine offene Variante spricht aus Sicht von Lehrkräften, dass Schülerinnen und Schüler dadurch die Möglichkeit zur außerschulischen Betätigung haben, zum Beispiel in Vereinen. Zudem sollte Eltern nicht die Wahlmöglichkeit genommen werden, Kinder am Nachmittag selbst zu betreuen.

Im Vergleich von Ganztagsschulen und Halbtagsschulen zeigt sich eine deutliche Diskrepanz: Nur 19 Prozent der Lehrkräfte an Halbtagsschulen präferieren die gebundene Form, die meisten befürworten die offene Form (38 Prozent). Dagegen ist mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Lehrkräfte an Ganztagsschulen der Auffassung, dass die gebundene Form besser ist.

2. Komplex Berufsvorbereitung

73 Prozent der befragten Lehrkräfte wünschen sich bei Angeboten der Berufsorientierung mehr Unterstützung. Die Mehrheit (37 Prozent) wünscht sich dies von der regionalen Wirtschaft, gefolgt vom Kultusministerium, der Kommune/Landkreis und Stiftungen/privaten Akteuren.

98 Prozent der befragten Schulen haben bereits Unterstützung erhalten, als besonders hilfreich wurden die Aktivitäten der regionalen Wirtschaft (72 Prozent), von Stiftungen/privaten Akteuren (53 Prozent) und lokalen Bildungseinrichtungen (44 Prozent) empfunden.

3. Komplex Heterogenität

90 Prozent aller befragten Lehrkräfte nehmen eine zunehmende Heterogenität in ihrer Schülerschaft wahr. 74 Prozent geben an, dass es eine übergeordnete Schulstrategie gibt, um damit umzugehen, bei 20 Prozent verfolgt jede Lehrkraft jedoch eine eigene Strategie. 26 Prozent fühlen sich mit der Situation überfordert.

68 Prozent aller Schulen wünschen sich bei der Integration geflüchteter Jugendlicher mehr Unterstützung durch externe Akteure, vor allem durch das Kultusministerium, das Schulamt, die Kommune oder den Landkreis.

83 Prozent der befragten Lehrkräfte geben an, dass ihre Schule bereits hilfreiche Unterstützung erhalten hat, vor allem vom zuständigen Schulamt (46 Prozent), von Stiftungen/privaten Akteuren (25 Prozent) und von der Kommune oder dem Landkreis (24 Prozent). 17 Prozent aller befragten Lehrkräfte sagen, bisher keine Unterstützung bei der Integration geflüchteter Jugendlicher erhalten zu haben.

Unter den Brennpunktschulen haben 70 Prozent eine übergeordnete Schulstrategie im Umgang mit zunehmender Heterogenität, in 18 Prozent dieser Schulen verfolgt jede Lehrkraft ihre eigene Strategie, 35 Prozent fühlen sich überfordert. 70 Prozent der Brennpunktschulen wünschen sich mehr Unterstützung bei der Integration geflüchteter Jugendlicher, vor allem vom zuständigen Schulamt (61 Prozent), dem Kultusministerium (50 Prozent), der Kommune oder dem Landkreis (43 Prozent). Bisher haben diese Schulen vor allem vom zuständigen Schulamt (53 Prozent), der Kommune oder dem Landkreis (29 Prozent) und von Stiftungen/privaten Akteuren (21 Prozent) hilfreiche Unterstützung erhalten. 13 Prozent der Brennpunktschulen geben an, bisher gar keine Unterstützung erhalten zu haben.