Schulerfolg erleben
- Bildungsabschnitt
- Schulische Bildung/Schulbildung
Thema
Rolle von Schule, Jugendhilfe und Kommunen für Schulerfolg
Herausgeberschaft
Zentrale Koordinierungsstelle „Schulerfolg“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Regionalstelle Sachsen-Anhalt
Erscheinungsort
Magdeburg
Erscheinungsjahr
2015
Stiftungsengagement
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Literaturangabe
Zentrale Koordinierungsstelle „Schulerfolg“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Regionalstelle Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Schulerfolg erleben. Schule und Jugendhilfe begleiten Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg. 2. überarbeitete Auflage. Magdeburg 2015.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Die Publikation versammelt Ergebnisse des Programms „Schulerfolg sichern!“ (2009 bis 2013), in dessen Rahmen Projekte zur Vermeidung von Schulversagen und zur Senkung des vorzeitigen Schulabbruchs in Sachsen-Anhalt durchgeführt wurden. Junge Menschen, die von Schulabbruch oder Schulversagen bedroht waren, erhielten durch dieses Programm intensive und vielfältige pädagogische Begleitung sowie Hilfe durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Beratungslehrkräfte und Netzwerkpartner.
Im Mittelpunkt stand die Frage, was Schule, Jugendhilfe und Kommunen tun können, damit alle Kinder und Jugendlichen ihre Schulzeit als Erfolg erleben und zu einem guten Abschluss bringen können. Ab 2009 engagierten sich in Sachsen-Anhalt im Rahmen des Programms pädagogische Fachkräfte an mehr als 200 Schulen und bei über 80 Trägern der freien Jugendhilfe, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung, des Kultusministeriums, des Ministeriums für Arbeit und Soziales, des Landesschulamts, des Landesverwaltungsamts sowie Akteure aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Im Förderzeitraum konnte in Sachsen-Anhalt der Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von 12,7 Prozent im Schuljahr 2009/2010 auf 9,8 Prozent im Schuljahr 2012/2013 reduziert werden.
Das Landesprogramm des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds kofinanziert und gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung als Zentrale Koordinierungsstelle im Land Sachsen-Anhalt umgesetzt. Wissenschaftlich begleitet wurden die Maßnahmen von Prof. Dr. Thomas Olk (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Karsten Speck (Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg). Der Abschlussbericht wurde 2013 vorgelegt.
Im ersten Teil der Publikation wird mit Praxisbeispielen dargestellt, wie Schule, Jugendhilfe und Kommune jeweils für sich und im Zusammenspiel dazu beigetragen haben, die notwendigen Voraussetzungen für individuellen Schulerfolg zu schaffen. Der zweite Teil umfasst Orientierungsfragen, die Akteure aus Schule, Jugendhilfe und Kommune dazu anregen sollen, die eigene Praxis selbstkritisch zu hinterfragen und Entwicklungsbedarfe zu identifizieren.
Wichtige Ergebnisse
Die zahlreichen Einzelbeispiele verweisen auf drei grundlegende Voraussetzungen für den individuellen Schulerfolg. Kinder und Jugendliche lernen in der Schule erfolgreich, wenn sie
- attraktive Anreize haben und sich Ziele setzen,
- Zuversicht in ihre Fähigkeiten gewinnen und
- sich sicher und angenommen fühlen.
Deutlich wird: Schule, Jugendhilfe und Kommune sind gleichermaßen gefordert, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Kinder und Jugendliche Schulerfolg erfahren können. Die größte Wirkung kann dabei im Zusammenspiel der Akteure erreicht werden. Die Verbindung der unterschiedlichen professionellen Perspektiven schulischer und sozialpädagogischer Fachkräfte birgt großes Potenzial, die Bildungsbiografien der Kinder und Jugendlichen ganzheitlich in den Blick zu nehmen und zu fördern.
Die Kooperation von Schule und Jugendhilfe in multiprofessionellen Teams erweist sich als Chance, gemeinsam passende Ansätze zur Prävention von Schulversagen und für die Begleitung der im Schulerfolg gefährdeten Kinder und Jugendlichen zu entwickeln. Diese Kooperation wurde im Programm „Schulerfolg sichern!“ systematisch ausgebaut – mit der Förderung von Schulsozialarbeit, Beratungslehrkräften, regionalen Netzwerkstellen für Schulerfolg und der Zentralen Koordinierungsstelle „Schulerfolg“. Dabei zeigte sich, dass all diese Akteure eine unverzichtbare Rolle bei der Ermöglichung von Schulerfolg haben.
Schulsozialarbeit nimmt bei der Bekämpfung von Schulversagen eine zentrale Funktion ein, unter anderem weil Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter häufig einen sehr guten Zugang zur gefährdeten Schülergruppe haben. Schulsozialarbeit ergänzt den schulischen Blick auf die Schülerinnen und Schüler und bereichert die Ressourcen von Schule, zum Beispiel durch die individuelle Begleitung der Kinder und Jugendlichen, die stärkenorientierte Förderung von Talenten, die systematische Entwicklung und Umsetzung von kooperativen Lösungsstrategien, das Agieren als informeller und vertrauensvoller Ansprechpartner, aber auch durch die aktive Einbindung der Eltern und die Beratung von Lehrkräften.
Auch Lehrerinnen und Lehrer, die als Beratungslehrkräfte vom Land freigestellt und qualifiziert sind, können eine wichtige Rolle bei der Beratung von gefährdeten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern einnehmen. In Zusammenarbeit mit Lehrkräften, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie außerschulischen Einrichtungen und Unterstützungssystemen können sie individuelle Möglichkeiten der Schullaufbahngestaltung und pädagogische Ansätze bei Lern-, Leistungs- und Verhaltensschwierigkeiten sowie individuelle Fördermaßnahmen entwickeln. Bestandteil ihrer Arbeit sind daher auch Trainings zur Bewältigung von Ängsten, zur Stärkung der Selbstsicherheit und Konzentration, zum Umgang mit Aggressionen und zur Stärkung sozialer Kompetenzen.
Festgestellt wird, dass der Aufbau stabiler Kooperationen zwischen Schulen, Behörden, Beratungsstellen, Eltern und Betrieben sehr sinnvoll ist, da im Schulerfolg gefährdete Kinder und Jugendliche ein starkes Netz brauchen, das sie auffangen kann. Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren in den Landkreisen und Kommunen übernähmen dabei eine wichtige Rolle. Der institutionenübergreifende Blick der Jugendhilfe, insbesondere der regionalen Netzwerkstellen für Schulerfolg in der Region, könne den Blick auf individuelle Bildungsprozesse erweitern. Auch ließen sich die Übergänge zwischen den verschiedenen Schulformen durch eine regionale Koordinierung ganzheitlich gestalten.
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Regionalstelle Sachsen-Anhalt, war Trägerin der Zentralen Koordinierungsstelle „Schulerfolg“ im Programm und diente als zentrale Anlaufstelle für alle Beteiligten. Sie bot den Akteuren aus Schule und Jugendhilfe unter anderem konzeptionelle Unterstützung und Beratung bei der Antragstellung und bei Entwicklungsvorhaben, führte Fortbildungen durch, stellte pädagogische Arbeitsmaterialien zur Verfügung, moderierte und initiierte Absprachen zwischen Vertreterinnen und Vertretern von Trägern und Landesinstitutionen, organisierte Konferenzen zum Erfahrungsaustausch der Akteure und förderte einen steten Informationsfluss zwischen wissenschaftlicher Begleitung und pädagogischer Praxis. Durch die kontinuierliche Begleitung und Reflexion der Veränderungsprozesse sollte landesweit Qualitätsentwicklung auf allen Ebenen ermöglicht und strukturell verankert werden.
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