Fachpublikation

Schule gemeinsam gestalten

Thema

Wissenschaft und Praxis guter Schule

Herausgeberschaft

Martin Drahmann/Anne J. Köster/Jonas Scharfenberg/Stiftung der Deutschen Wirtschaft/Robert Bosch Stiftung

Autoren/Autorinnen

Martin Drahmann/Anne J. Köster/Jonas Scharfenberg

Erscheinungsort

Münster/New York

Erscheinungsjahr

2017

Stiftungsengagement

Stiftung der Deutschen Wirtschaft, Robert Bosch Stiftung

Literaturangabe

Martin Drahmann/Anne J. Köster/Jonas Scharfenberg/Stiftung der Deutschen Wirtschaft/Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Schule gemeinsam gestalten. Beiträge für Wissenschaft und Praxis aus dem Studienkolleg der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und der Robert Bosch Stiftung. Münster/New York 2017.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Die Robert Bosch Stiftung und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft haben 2007 mit dem Studienkolleg deutschlandweit das erste Begabtenförderprogramm für Lehramtsstudierende unter dem Leitmotiv „Schule gemeinsam gestalten“ eingerichtet. Mit diesem Stipendienprogramm sollen besonders leistungsstarke und engagierte Lehramtsstudierende unterstützt und für ihr Engagement und ihre Leistungsbereitschaft ausgezeichnet werden. Die Stipendiaten und Stipendiatinnen erhalten finanzielle Förderung, können aber auch an einem umfassenden Veranstaltungs- und Vernetzungsangebot teilnehmen, um sich für Führungs- und Gestaltungsaufgaben an Schulen zu qualifizieren. Seit 2012 werden auch Promovierende mit einer lehramtsspezifischen Ausrichtung in das Studienkolleg aufgenommen.

Die vorliegende Publikation zielt darauf, die vielfältigen Akteure der Stiftungsgemeinschaft mit ihrem Fachwissen und ihren spezifischen Erfahrungen in einen Diskurs eintreten zu lassen. Dabei sollen Fragen der Schulgestaltung und der Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis diskutiert und die gesamte Bandbreite schulgestalterischer Handlungsfelder beleuchtet werden. Wissenschaft und Praxis sollen dazu angeregt werden, die aktuellen Herausforderungen von Schule gemeinsam zu gestalten und sich zu vernetzen.

Der Sammelband besteht aus Beiträgen von Stipendiaten und Stipendiatinnen des Studienkollegs und behandelt eine Vielfalt an Themen aus den Bildungswissenschaften, den Fachdidaktiken und der Praxis. Deutlich wird dabei die Vielfalt an Herangehensweisen für die Gestaltung guter Schulen. Alle Beiträge verbindet die Gemeinsamkeit, eine Verbesserung von Unterricht, Personal und Schule zu erreichen, sodass immer mehr Schulen die Potenziale ihrer Schülerinnen und Schüler zur Entfaltung bringen können.

Wichtige Ergebnisse

In der Publikation werden vier zentrale Handlungsfelder der Schulgestaltung behandelt: Unterrichtsentwicklung, Personalmanagement, Erziehung, Organisation und Verwaltung.

1. Handlungsfeld Unterrichtsentwicklung

Hier werden fachspezifische Aspekte der inhaltlichen Ausgestaltung von Unterricht beleuchtet.

  • Ein Forschungsartikel gibt Einblick in die Vorteile eines speziell konzipierten Experimentiersets zur Vermittlung neuer Unterrichtsthemen, etwa granulare Materie im Physikunterricht.
  • In einem Praxisbeitrag wird erläutert, wie ein sportpsychologisches Trainingsverfahren auch in anderen Prüfungssituationen eingesetzt werden kann, um Schülerinnen und Schülern ein realistische Einordnung ihrer Ziele zu ermöglichen und ihnen zu einem ruhigeren und entspannten Umgang mit Prüfungssituationen zu verhelfen.
  • Ein Beitrag betont die Bedeutung der Berufs- und Studienorientierung in verschiedenen Schulformen.

2. Handlungsfeld Personalmanagement

Hier werden unterschiedliche Konzepte der Personalgewinnung, -führung und -ausbildung im deutschsprachigen Kontext vorgestellt.

  • In einer quantitativen Analyse wird aufgezeigt, inwiefern die Selektionsmechanismen verschiedener Begabtenförderwerke das Profil der Studien- und Berufswahlmotive und die Berufswahlsicherheit der dort geförderten Lehramtsstudierenden beeinflussen.
  • Anhand von qualitativen Interviews wird untersucht, wie Lehramtsstudierende über Heteronormativität reflektieren und ob es ihnen gelingt, sexuelle Diversität jenseits von bloßer Toleranz als einen spezifischen Mehrwert zu begreifen, was als Grundvoraussetzung für eine gelingende genderinklusive Praxis gelten kann.
  • Ausgehend von persönlichen Beobachtungen wird die Einstellung von Junglehrkräften zum offenen Unterricht dargestellt und der Frage nachgegangen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse im schulischen Alltag rezipiert werden und welche Konsequenzen sich daraus für eine reflexive Lehrerbildung ergeben.
  • Aus einem Praxisseminar an der Universität Münster wird berichtet, welcher interessante Effekt auf Lehrkräfte entsteht, wenn sie sich mithilfe von Videoaufnahmen selbst beim Unterrichten sehen können.

3. Handlungsfeld Erziehung

Hier stehen die aktuellen Herausforderungen in der pädagogischen Praxis von Lehrkräften im Mittelpunkt.

  • Es werden Ergebnisse aus einer Beobachtungsstudie zu anerkennenden und verletzenden Interaktionen zwischen schulischen Akteuren vorgestellt, die dann in Bezug auf die im deutschen Kontext geltenden Kinderrechte interpretiert werden.
  • In einem Praxisbeitrag werden – ausgehend von einem konkreten Beispiel – Handlungsanweisungen für den begleitenden Förder- und Forderunterricht reflektiert, der auf die erfolgreiche Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in das deutsche Schulsystem abzielt.
  • In einem Beitrag wird auf die Notwendigkeit eingegangen, dass Schulführungen eine professionelle pädagogische Haltung entwickeln, und für eine bewusste Stärkung ihrer Selbstkompetenzen plädiert.

4. Handlungsfeld Organisation und Verwaltung

Hier werden Fragestellungen der Schulentwicklung und der schulischen Führung bearbeitet.

  • In einer qualitativen Vergleichsstudie werden die besonderen Entwicklungsaufgaben von Grundschulen in großstädtischen Kontexten in Deutschland und Mexiko dargestellt und mögliche Handlungsoptionen für schulisches Führungspersonal aufgezeigt.
  • Ein Beitrag analysiert den organisationalen Umgang mit schulpflichtigen Zugewanderten in deutschen Schulen seit der Einführung der Übergangsklassen in den 1960er Jahren und diskutiert die daraus resultierenden Aufgaben für die Schulen, die Lehrkräfte und das heutige Bildungssystem.
  • In einem Artikel werden Hürden dargestellt, die sich bei der Transformation von Konzepten aus Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises in nicht prämierte Schulen zeigen. Thematisiert werden zum Beispiel Implikationen für die Kooperation der Akteure im Schulnetzwerk des Deutschen Schulpreises, aber auch Schlussfolgerungen für den governancetheoretischen Schuldiskurs.
  • Ein Beitrag beleuchtet die Modelle und den konzeptionellen Zusammenhang zwischen einer schulinternen kooperativen Führung und einem System Leadership, das auf schulübergreifende Zusammenarbeit fokussiert ist.