Handreichung

Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten

Thema

Schulbauten

Herausgeberschaft

Montag Stiftung Urbane Räume/Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft/Bund Deutscher Architekten BDA/Verband Bildung und Erziehung (VBE)

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2013

Stiftungsengagement

Montag Stiftung Urbane Räume, Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft

Literaturangabe

Montag Stiftung Urbane Räume/Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft/Bund Deutscher Architekten BDA/Verband Bildung und Erziehung (VBE): Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland. Berlin 2013.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Grundthese ist, dass Schulgebäude ein guter Seismograf für den gesellschaftlichen Stellenwert von Bildung sind: Ihre innere Organisation mache deutlich, ob eine grundsätzliche Offenheit für notwendige pädagogische Entwicklungen und unterschiedliche Lernkulturen besteht, in ihrer Ausstattung und architektonischen Qualität zeige sich die Bedeutung, die eine Gemeinschaft ihren Schulen zumisst. In den letzten Jahren seien zahlreiche Schulen neu gebaut, saniert und erweitert worden, unterstützt durch staatliche Förderprogramme. Bestehende Schulgebäude seien vor allem energetisch saniert worden oder mit der Zielsetzung, Rahmenbedingungen für eine verbesserte Ganztagsbetreuung zu schaffen. In einigen Fällen sei es auch gelungen, bei der gebäudetechnischen Sanierung bereits weitergehende pädagogische Anforderungen zu berücksichtigen.

Gegenwärtig müssten Kommunen und andere Schulbauträger jedoch vor dem Hintergrund eines beträchtlichen Investitionsstaus aus den vergangenen Jahrzehnten agieren. Dies bedeute, dass ein sehr großer Teil der vorhandenen Schulgebäude nicht nur den neuen pädagogischen Anforderungen angepasst, sondern auch den aktuellen technischen, energetischen und ökologischen Standards entsprechend erneuert oder ersetzt werden muss. Umbau und Erweiterung vorhandener Schulgebäude seien daher auf absehbare Zeit die wesentlichen Aufgaben im Schulbau.

Vor diesem Hintergrund werden in den „Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten“ notwendige Qualitätsstandards formuliert, die den veränderten Anforderungen an Schulbauten gerecht werden und ein zeitgemäßes Lernen und Arbeiten unterstützen sollen. Dargestellt werden grundlegende Prinzipien für Umbau, Erweiterung und Neubau von Schulgebäuden, zudem werden Empfehlungen zur räumlichen Organisation von Schulen sowie Hinweise zur Gestaltung von erfolgreichen Planungsverfahren und Bauprozessen gegeben. Es werden auch zahlreiche konkrete Praxisbeispiele mit Bildern vorgestellt.

Die Leitlinien wurden von Expertinnen und Experten erarbeitet, um Akteuren aus Schule, Politik, Verwaltung, Architektur und Zivilgesellschaft wichtiges Handlungswissen für den Umbau der Schullandschaft und die entsprechenden Investitionsplanungen zur Verfügung zu stellen. Akteure und Entscheidungsträger sollen konkret dabei unterstützt werden, vor Ort – im Bundesland, im Landkreis, in der Kommune, im Stadtteil – eine leistungsfähige Bildungsinfrastruktur zu schaffen und dauerhaft zu erhalten. Dabei sollen die Qualitätskriterien einen Orientierungsrahmen bereitstellen, der auch eine – auf die lokalen Bedingungen abgestimmte – individuelle Ausgestaltung ermöglicht.

Wichtige Ergebnisse

Festgestellt wird, dass der Schulbau in den nächsten Jahren eine der großen Herausforderungen für Kommunen in Deutschland sein wird. Auch wenn in den letzten Jahren Schulen saniert, erweitert oder neu errichtet worden sind, würden sehr viele Schulgebäude kein zeitgemäßes Lernen und Arbeiten ermöglichen. Neue pädagogische und organisatorische Anforderungen an Schule erforderten jedoch andere bauliche Lösungen als in der Vergangenheit: Unterrichtsformen werden zunehmend vielfältiger und Lernprozesse individueller. Die inklusive Schule erfordere ebenfalls neue Ressourcen und Räume, beispielsweise Barrierefreiheit. Auch die flächendeckende Umsetzung der Ganztagsschule sei mit neuen Anforderungen an Schulgebäude verbunden und bedürfe eines erweiterten und differenzierten Raumangebots. In einigen Bundesländern bildeten sich neue Schulformen heraus, auf die auch räumlich reagiert werden müsse. Zudem seien Schulen in zunehmenden Maße Bausteine lokaler Bildungslandschaften, was eine intensive Kooperation und eine höhere Durchlässigkeit zu anderen Schulen und Bildungseinrichtungen erfordere, etwa durch die gemeinsame Nutzung von Räumen.

Dieser Vielzahl an Veränderungsimpulsen steht eine Vielzahl an Regelungssystemen gegenüber, die den Kommunen vorgeben, wie Schulgebäude zu bauen sind. Dazu gehören die Normen und Vorschriften im Hochbau, Verordnungen auf Bundes- oder Landesebene (Bauordnungen und Schulbaurichtlinien), Vorschriften der Unfallversicherungsträger sowie Förderrichtlinien und Musterraumprogramme. Mit Blick auf das Verfassungsprinzip der kommunalen Selbstverwaltung und angesichts ihrer wachsenden Verantwortung im Bildungsbereich sei davon auszugehen, dass die Kommunen künftig mehr Kompetenzen und Gestaltungsspielräume zur Weiterentwicklung ihrer Bildungsinfrastruktur benötigen werden, um lokale Bedarfe angemessen berücksichtigen und eigene Schwerpunkte in ihrer Schulbautätigkeit setzen zu können.

Leistungsfähige Schulgebäude müssten offen sein für künftige Veränderungen und gesellschaftliche Entwicklungen, wie beispielsweise E-Learning, sie können aber auch selbst wichtige Veränderungsimpulse für die heutige pädagogische Praxis setzen.

Als Prinzipien und Qualitäten leistungsfähiger Schulgebäude werden benannt:

  • Pädagogisch- architektonische Grundkonzeption
  • Orientierung, Atmosphäre und Gestaltung (Überschaubarkeit, Klarheit, Wertschätzung)
  • Vielseitigkeit und Veränderbarkeit (kurzfristig und langfristig, Konzentration und Kommunikation)
  • Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit (integrierte Gebäudekonzepte)
  • Gesundheit und Sicherheit (gute Grundausstattung, Berücksichtigung des Nutzerverhaltens)
  • Einbindung im Stadtteil (Öffnung und Kooperation, Schnittstellen und Übergänge)

Differenziert dargestellt werden auch

  • die räumliche Organisation und Funktionsbereiche (zum Beispiel das Modell „Offene Lernlandschaft“ und das Modell „Klassenraum plus“, Lernumgebungen für Musik, Technik, Gemeinschaftsbereiche, Team-, Personal- und Beratungsräume),
  • Prozesse im Schulbau (zum Beispiel Finanzierung/Vergabe, bauliches Umfeld, Schulstandortplanung, beteiligte Akteure, Entwurfs- und Planungsphasen,
  • Raumbedarfe (zum Beispiel der Primarstufe, der Sekundarstufe oder der inklusiven Schule).