Lass uns Freunde sein! Wie Schule und Sozialraum sich gegenseitig stärken und verbessern können
- Handlungsfeld
- Stadt-/Quartiersentwicklung
- Bildungsabschnitt
- Schulische Bildung/Schulbildung
Thema
Gestaltung von guten und resilienten Schulen im Sozialraum
Herausgeberschaft
Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.)
Autoren/Autorinnen
Hannelore Trageser
Erscheinungsort
Berlin
Erscheinungsjahr
2020
Stiftungsengagement
Heinrich-Böll-Stiftung
Literaturangabe
Hannelore Trageser: Lass uns Freunde sein! Wie Schule und Sozialraum sich gegenseitig stärken und verbessern können. Böll Brief: Öffentliche Räume, Berlin, November 2020.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Die Autorin lotet in der Publikation aus, wie Schulen als öffentliche Räume funktionieren bzw. wie sie mit dem sie umgebenden Sozialraum interagieren. Die Ansprüche an Schulen unterscheiden sich dabei je nachdem, in welchem sozialen Quartier sie liegen. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass gerade dort besonders hohe Anforderungen an die Schulqualität bestehen, wo die sozialräumlichen Bedingungen am schwierigsten sind. Im Mittelpunkt stehen deshalb zwei Fragen:
- Wie kann eine urbane Resilienzbildung an Schulen erreicht werden?
- Welche Möglichkeiten gelingender Interaktion zwischen Schulen und ihrem Sozialraum gibt es?
Darüber hinaus werden die öffentlichkeits- und integrationsstiftende Funktion von Schulen in den Blick genommen und abschließend Empfehlungen für die Gestaltung guter Schulen formuliert.
Wichtige Ergebnisse
Wichtige Ergebnisse
Die Autorin formuliert folgende Thesen und Empfehlungen:
1. Schulen in sozial deprivierten Sozialräumen agierten vielfach als einzige Bildungsinstanz für ihre Schülerinnen und Schüler. Die Qualität ihrer Arbeit sei daher von besonderer Bedeutung für das ganze Quartier.
2. Schulen müssten sich an Veränderungen ihrer sozialen Umgebung anpassen und urbane Resilienz entwickeln. Dazu bräuchten sie verschiedene Fähigkeiten:
- eine überzeugende Vision von gelingender Arbeit unter den gegebenen Bedingungen,
- die Kompetenz zu einer Organisations- und Unterrichtsentwicklung, die an die Veränderungen des Sozialraums angepasst ist,
- Innovationsbereitschaft sowie
- ein offene, optimistische, lernbereite, fehlertolerante Schulkultur.
3. Schule und Sozialraum könnten sich gegenseitig unterstützen, indem Schule außerschulische Lernorte nutzt und ihre räumlichen und funktionalen Ressourcen so weit wie möglich öffnet und dem umgebenden Sozialraum zur Verfügung stellt.
4. Schule und Schulverwaltung sollten sich um Öffnung, Transparenz und Zugänglichkeit bemühen. Sie sollten auf die Öffentlichkeit zugehen, die allerdings ihre internen Abläufe, Verfahren, Ansprüche und Sprache nicht kennt. Diese Fremdheit müsse den Akteuren als Hemmschwelle bewusst werden, auch um Schuldzuweisungen und Ablehnung zu vermeiden. Erforderlich sei eine interkulturelle Kompetenz, die durch mehr Heterogenität im pädagogischen Personal der Schulen gestärkt werden könnte. Schulen sollten all ihre Möglichkeiten als Orte sozialer und kultureller Begegnung und Integration aktiv nutzen.
5. In der aktiven Kooperation unterschiedlicher Akteure im Feld der Kinder- und Jugendarbeit bzw. Bildungs-, Kultur- und Familien-Arbeit in einem Quartier ist mit Schwierigkeiten zu rechnen. Diesen müssten die Verantwortlichen durch kluges Schnittstellenmanagement begegnen, um so die notwendigen Voraussetzungen für gelingende Kommunikation und Kooperation zu schaffen.
6. Die Qualität einer Schule werde nicht durch die Schulart, sondern durch die Arbeit einer Schule bestimmt. Auch in sozial deprivierten Quartieren sei eine exzellente Schulqualität umsetzbar.
7. Ziel sollte nicht die Entwicklung einzelner „Leuchtturmschulen“ sein. Der Ansatz zur Stärkung von urbaner Resilienz in Schulen und in den sozialen Quartieren müsse die Entwicklung des gesamten Bildungsangebots für alle Kinder und Jugendlichen des Sozialraums im Blick haben. Das erfordere die umfassende Kooperation aller beteiligten Akteure bei klarer Verantwortungsübernahme.
8. Schulen müssten den ganztägigen Lernprozess ihrer Schülerinnen und Schüler gestalten. Notwendig seien kluge Ganztagsschulkonzepte, die weitreichende Kooperationen in den Sozialraum hinein einschließen.
9. Netzwerke von Schulen eines Quartiers könnten helfen, unproduktive Konkurrenzen zu verhindern und Ressourcen koordiniert und mit Synergie-Effekten einzusetzen.
10. Im Rahmen des ganztägigen Lernens und darüber hinaus in Kooperation mit den Schulen könnten freie Träger, zivilgesellschaftliche Initiativen und staatliche Stellen die Bildungsqualität stärken