„jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“
- Handlungsfeld
- Engagementförderung
- Bildungsabschnitt
- Kita
- Schulische Bildung/Schulbildung
Thema
Förderung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen
Herausgeberschaft
Bertelsmann Stiftung
Autoren/Autorinnen
Claudia Bockholt/Rüdiger Hansen/Birger Hartnuß/Karin Lenhart-Roth/Kevin Lüdemann/Sigrid Meinhold-Henschel/Carsten Roeder/ Moritz Schwerthelm
Erscheinungsort
Gütersloh
Erscheinungsjahr
2015
Stiftungsengagement
Bertelsmann Stiftung
Literaturangabe
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ Erfahrungen – Ergebnisse – Erfolge. Gütersloh 2015.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Eine lebendige Demokratie braucht zivilgesellschaftliches Engagement und aktive Bürgerinnen und Bürger. Die Bereitschaft zu politischer Partizipation muss jedoch in jeder Generation neu geweckt werden. Deshalb hat die Bertelsmann Stiftung im Rahmen ihres Projekts „jungbewegt – Dein Einsatz zählt“ seit 2009 Konzepte für Kitas, Schulen und die außerschulische Jugendarbeit entwickelt, die Engagement und Partizipation fördern. Durch die Bündelung der Ansätze in ausgewählten Kommunen soll es möglich werden, zivilgesellschaftliches Handeln junger Menschen über alle Phasen ihrer Entwicklung mit aufeinander abgestimmten Konzepten zu fördern.
Das Projekt wurde in Kooperation mit den Ländern Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt entwickelt. Mit den Kommunen Halberstadt, Magdeburg und Mainz sowie den Berliner Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf wurde im Projekt zusammengearbeitet. Insgesamt sind 112 Bildungseinrichtungen beteiligt. Die pädagogischen Fachkräfte werden durch Qualifizierungen und Coachings sowie didaktische Materialien unterstützt. Rund 550 Pädagoginnen und Pädagogen wurden fortgebildet, die etwa 300 Projekte durchgeführt haben. Projektpartner waren das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, die Bundeszentrale für politische Bildung, das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF.
In der Publikation werden die Vorgehensweisen in Kitas, Schulen und der außerschulischen Jugendarbeit vorgestellt, die Entwicklung in den beteiligten Kommunen aufgezeigt und das Jugendforum Rheinland-Pfalz dargestellt. Darüber hinaus werden Gelingensfaktoren und Hürden erläutert.
Auf der Website www.jungbewegt.de finden sich umfassende Informationen zum Vorhaben sowie pädagogische Materialien (Leitfäden, Arbeitshefte) und weitere Publikationen.
Wichtige Ergebnisse
Leitziel des Projektes „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ war, Kindern und Jugendlichen in Deutschland früh und unabhängig von ihrer Herkunft Zugänge zu gesellschaftlichem Engagement und politischer Partizipation zu ermöglichen. Dafür wurden
- ganzheitliche pädagogische Konzepte für Kitas, Schulen und Jugendarbeit entwickelt,
- vernetzte kommunale Strukturen aufgebaut und das Entstehen von Bildungslandschaften unter dem thematischen Fokus der Förderung von Engagement, Partizipation und Demokratiebildung unterstützt,
- mit dem Jugendforum in Rheinland-Pfalz „liken, teilen, was bewegen“ neue Dialogformate zwischen Jugend und Politik erprobt, um den Jugendlichen Mitgestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen,
- durch vielfältige Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und der Kooperation mit Wissenschaft und Praxis Themen der Civic Education in Praxis, Wissenschaft und Politik eingebracht.
Das Projektkonzept greift zentrale Faktoren der erfolgreichen Förderung von zivilgesellschaftlichem Engagement auf und folgt fünf Leitlinien:
1. Engagement wird entlang der gesamten Bildungsbiografie gefördert: Kinder und Jugendliche lernen an vielen Orten und langfristig.
2. Engagement und Partizipation sind zwei Seiten einer Medaille: Die Bereitschaft zum Engagement für das Gemeinwohl steigt, wenn die Möglichkeit zu Mitsprache und Beteiligung gegeben ist.
3. Vielfalt leben – Autonomie respektieren: Jugendliche, aber auch Bildungs- und Jugendeinrichtungen sind vielfältig, weshalb auch die Themen und Formate der Engagementförderung vielfältig sein müssen; die Selbstbestimmung der Jugendlichen und die Freiwilligkeit ihres Engagements ist zu respektieren.
4. Die Lebenslagen und Interessen der Kinder und Jugendlichen stehen im Mittelpunkt: Junge Menschen engagieren sich, wenn es um ihre „eigene Sache“ geht; Themen und Probleme mit direktem Bezug zu ihren Umfeld sind deshalb Ausgangspunkt der Projektarbeit.
5. Wichtig ist auch das Empowerment der pädagogischen Fachkräfte: Pädagogische Fachkräfte können Engagement, Partizipation und Demokratiebildung wirksam fördern, wenn sie traditionelle Rollenmuster aufgeben und sich als Begleiterinnen und Begleiter verstehen. Fortbildungs-, Coaching- und Reflexionsangebote bilden den Kern des Projektes „jungbewegt“.
Konzeptionell greift das Projekt Handlungsansätze einer lokal vernetzten Bildungslandschaft auf, die systematisch die Zusammenarbeit von Bildungsakteuren unterstützt, beispielsweise durch kommunale Steuerungsgruppen. Das Projekt basiert auf einer partnerschaftlichen Kooperation mit Vertreterinnen und Vertretern der Länder, Kommunen und vieler Bildungseinrichtungen sowie einer Verschränkung der Fachdiskurse in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen.
Die erfolgreiche Durchführung des komplexen Projektes war aus Sicht der Autorinnen und Autoren möglich, weil verlässliche und langjährige Kooperationspartner die Erstellung und Umsetzung von pädagogischen Materialien, die Entwicklung von Qualifizierungskonzepten, Fachpublikationen und die inhaltliche Vorbereitung von Veranstaltungen unterstützt haben.
Zu Beginn habe man für eine Projektteilnahme auf allen Ebenen (Länder, Kommunen, Bildungseinrichtungen) sehr werben müssen und viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Im Laufe des Projekts hätten die beteiligten Bildungseinrichtungen aber nach den ersten Fortbildungen und positiven Erfahrungen wiederum selbst für das Projekt in ihren Netzwerken geworben. Dies sei zu einem wichtigen Erfolgsfaktor geworden. In den letzten zwei Projektjahren hätten Akteure sogar nachgefragt, ob noch ein Projekteinstieg möglich sei.
Die Analyse ergab, dass Qualifizierungen für Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen dazu beitragen konnten, die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen zu zivilgesellschaftlicher Verantwortungsübernahme und entsprechendem Handeln zu erhöhen.
Im Rahmen des Projekts ergaben sich bereits erste Transfermöglichkeiten (Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Beraterschulung, Aufnahme des Konzepts in Fortbildungsprogramme, Jugendwettbewerbe). Nun sollen die Ergebnisse der Modellphase systematisch in die Breite getragen werden. Dabei werden drei Handlungsansätze verfolgt:
- Durch Veranstaltungen und Gutachten soll der Dialog zwischen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis mit Verantwortlichen in Ministerien und der Politik verstärkt unterstützt werden.
- Durch die Qualifizierung weiterer Fachberaterinnen und -berater in Zusammenarbeit mit Trägern der Jugendhilfe soll das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ in rund 350 Kitas eingeführt werden – auch, um die öffentliche Wahrnehmung dieses Handlungsansatzes zu steigern.
- In Zusammenarbeit mit Hochschullehrenden wird daran gearbeitet, die Inhalte des Konzepts in die Lehrerbildung zu transportieren.
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