Chancen und Risiken digitaler Medien in der Schule
- Handlungsfeld
- Digitale Transformation
- Bildungsabschnitt
- Schulische Bildung/Schulbildung
Thema
Digitale Medien in der Schule
Herausgeberschaft
Bertelsmann Stiftung
Autoren/Autorinnen
Heike Schaumburg
Erscheinungsort
Gütersloh
Erscheinungsjahr
2015
Stiftungsengagement
Bertelsmann Stiftung
Literaturangabe
Heike Schaumburg: Chancen und Risiken digitaler Medien in der Schule. Medienpädagogische und -didaktische Perspektiven. Hrsg. v. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2015.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Ausgangspunkt ist, dass Digitalisierung und elektronische Vernetzung einen technologischen Wandel mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen mit sich bringt: Medien dringen immer stärker in verschiedene Lebensbereiche ein („Mediatisierung“) - eine Entwicklung, die auch die Schule immer stärker betrifft.
Die Studie stellt den aktuellen Forschungsstand zu Chancen und Risiken digitaler Medien in der Schule dar. Die Autorin Dr. Heike Schaumburg (Institut für Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin) legt ihren Fokus auf die Individualebene (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte) sowie die Unterrichtsebene. Dagegen wird die medienbezogene Schulentwicklung nur gestreift.
Die Grundlage der Publikation bildet eine Recherche empirischer Untersuchungen sowie empirisch begründeter Theorien und Modelle. Der Schwerpunkt liegt auf aktueller und deutschsprachiger Forschung der letzten 15 Jahre.
Wichtige Ergebnisse
Herausgearbeitet wird, dass die „Mediatisierung“ Schule in drei Bereichen betrifft:
- Individuelle mediale Erfahrung: Der Schulunterricht muss einen Anschluss an die digitale Alltagswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern herstellen und Kinder und Jugendliche zu einem kompetenten Umgang mit digitalen Medien befähigen.
- Unterrichtsmedien: Digitale Medien gewinnen im Schulunterricht zunehmend an Bedeutung. Die Schule muss Wege finden, digitale Medien didaktisch sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Dafür müssen die Lehrkräfte über entsprechende technische und mediendidaktische Kompetenzen verfügen.
- Schulentwicklung: Die Integration digitaler Medien ist auch eine Aufgabe der Schulentwicklung. Schule muss die technischen und organisatorischen Voraussetzungen dafür schaffen, dass digitale Medien problemlos im Unterricht eingesetzt werden können.
Auf allen drei Ebenen ist Schule mit den Chancen und Risiken digitaler Medien konfrontiert.
Die Chancen digitaler Medien werden auf individueller Ebene vor allem in den erweiterten Möglichkeiten des Zugriffs auf Information, der Kommunikation und Partizipation gesehen. Die Fülle an Informationen erlaube es den Lernenden, selbstbestimmt eigene Interessen zu verfolgen, die Multimedialität der Darstellung eröffne neue Zugänge zu Lerninhalten. Zudem ermögliche das Internet vielfältige Chancen der Vernetzung, der Partizipation sowie des gemeinsamen Lernens, der Identitätsbildung und des Aufbaus sozialer Beziehungen. Im Unterricht bestünden Potenziale zum Beispiel in der Individualisierung des Lernens, was mit Blick auf die notwendige Umsetzung inklusiver Bildung von großer Bedeutung ist.
Risiken werden besonders auf der individuellen Ebene gesehen. Dazu gehöre das Problem der digitalen Spaltung: Ungleiche Zugangsmöglichkeiten und Nutzungsweisen digitaler Medien könnten soziale Ungleichheiten weiter vergrößern. Problematisch seien zudem manche Inhalte wie Gewalt und Pornografie sowie ein bestimmtes Medienverhalten, wie Internet- oder Computerspielsucht und Cybermobbing.
Die Autorin stellt fest, dass die Vermittlung von Medienkompetenz eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe von Schule ist. In einer medial geprägten Welt sei der verantwortliche Umgang mit digitalen Medien dringend notwendig. Die didaktischen Potenziale digitaler Medien müssten für den Unterricht so genutzt werden, dass eine produktive Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken digitaler Medien möglich wird. Die Vermittlung von Medienkompetenz und die mediengestützte Vermittlung fachlicher Inhalte müsse dabei immer im Zusammenhang betrachtet werden.
Die vielfältigen Potenziale digitaler Medien könnten aber nur bei geeigneten Rahmenbedingungen realisiert werden. Von zentraler Bedeutung seien hier die Kompetenzen und die Bereitschaft der Lehrkräfte beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht, insbesondere bei der Gestaltung mediengestützter individualisierter Lernumgebungen. Lehrkräfte müssten deshalb entsprechende Kompetenzen durch Fortbildung und gemeinsame Unterrichtsentwicklung erwerben können, und darüber hinaus genügend Zeit und Ressourcen für die Unterrichtsplanung und -entwicklung erhalten. Auch die Etablierung von Kooperationsstrukturen habe sich hier als gewinnbringend erwiesen.
Wenn digitale Medien verstärkt für individualisiertes Lernen in personalisierten Lernumgebungen eingesetzt werden, seien eine hohe Ausstattungsdichte, eine verlässliche technische Funktionsfähigkeit und die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Software und eine zuverlässige Supportstruktur unverzichtbar. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration digitaler Medien in den Unterricht sei letztlich Ergebnis einer gelingenden Unterrichtsentwicklung im Kontext einer übergreifenden Schulentwicklung.
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