Berufsausbildung für Europas Jugend
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Thema
Erfolgsfaktoren von Berufsausbildungssystemen in Europa
Autoren/Autorinnen
Sara-Julia Blöchle/Regina Flake/Tarrin Khairi-Taraki/Markus Körbel/Sarah Pierenkemper/Corinna Rauland/Dirk Werner/Daniel Wörndl (Institut der deutschen Wirtschaft Köln)
Erscheinungsort
Köln
Erscheinungsjahr
2015
Stiftungsengagement
Hans-Böckler-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung, Vodafone Stiftung Deutschland
Literaturangabe
Sara-Julia Blöchle/Regina Flake/Tarrin Khairi-Taraki/Markus Körbel/Sarah Pierenkemper/Corinna Rauland/Dirk Werner/Daniel Wörndl: Berufsausbildung für Europas Jugend – Voneinander lernen, miteinander gestalten. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Vodafone Stiftung Deutschland.
Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise
Hintergrund der Studie ist, dass die Jugendarbeitslosigkeit in einigen europäischen Ländern fast 50 Prozent beträgt, während sie in Deutschland vergleichsweise gering ist. Dies wird häufig auf das System der dualen Berufsausbildung in Deutschland zurückgeführt. Allerdings bestehen auch in Deutschland große Herausforderungen, so die Autorinnen und Autoren der Studie: Laut letzter Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren einen Monat vor Beginn des Ausbildungsjahres noch über 120.000 Ausbildungsstellen unbesetzt, zugleich hatten über 100.000 Jugendliche noch keinen Ausbildungsplatz.
Die Studie ist ein gemeinsames Produkt von vier Partnern. Sie wurde vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt und gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Vodafone Stiftung Deutschland entwickelt und diskutiert.
In der Studie wird herausgearbeitet, wo Gemeinsamkeiten bei der beruflichen Vorbereitung der Jugend Europas liegen. Sie basiert auf einer vergleichenden Analyse der Berufsausbildungssysteme von Deutschland, Italien, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz sowie Großbritannien.
Die zentrale Frage lautet: Was können europäische Länder voneinander lernen, um die Berufsausbildung zu verbessern und die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen?
Wichtige Ergebnisse
Erfolgsfaktoren eines gelungenen Berufsausbildungssystems:
Aktive Beteiligung der Unternehmen: Eine Qualifizierung, die mit praktischen Erfahrungen in der Arbeitswelt verbunden ist, ermöglicht Jugendlichen einen leichteren Einstieg in den Arbeitsmarkt, zugleich erhalten die Unternehmen dadurch passgenau qualifizierte Fachkräfte. Dies gelingt in Deutschland und der Schweiz bereits recht gut.
Starke Einbindung der Sozialpartner: Es ist vorteilhaft für nachhaltige Arbeitsplatz- und Berufsperspektiven, wenn die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite Form und Inhalte der beruflichen Ausbildung gemeinsam gestalten. Hier sind Deutschland und die Schweiz besonders weit fortgeschritten (verbindliche Einbindung der Sozialpartner durch ein duales Ausbildungssystem), doch findet sich eine Beteiligung der Sozialpartner auch in anderen Ländern (etwa branchenspezifische Beiräte in Schweden, Portugal und Großbritannien).
Hohe Mobilität der Jugendlichen: Bisher werden vor allem Auslandsaufenthalte von europäischen Studierenden während des Studiums gefördert. Damit auch Auszubildende von Erfahrungen in anderen europäischen Ländern profitieren können, sollten die EU-Mobilitätsprogramme (wie Erasmus+), stärker auf Auszubildende ausgerichtet werden. In Deutschland müsste zudem auch innerhalb des Landes die Mobilität der Jugendlichen erhöht werden (aufgrund mangelnder Mobilität bleiben Ausbildungsstellen oft unbesetzt).
Besseres Image für die Ausbildung und gezielte Berufsberatung: Eine Berufsausbildung hat meist ein geringeres Ansehen als ein Studium. Deshalb müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam stärker dafür sorgen, dass eine berufliche Ausbildung von den Jugendlichen wie auch von ihren Eltern als attraktive, gleichwertige Option wahrgenommen wird. Zugleich sollte die Berufsberatung verbessert werden, da sie in fast allen Ländern – so auch in Deutschland – zu einseitig in Richtung Studium berät.
Spezielle Angebote für leistungsstarke und leistungsschwache Jugendliche: Um möglichst viele Jugendliche nachhaltig in Ausbildung und Beschäftigung zu integrieren, müssen vielfältige Wege angeboten werden. So gibt es beispielsweise in Großbritannien und in Deutschland duale Studiengänge für besonders leistungsstarke Jugendliche, und für leistungsschwächere Jugendliche beispielsweise in Schweden, Polen und Portugal speziell zugeschnittene Angebote, wodurch die Zahl der Ausbildungsabbrecher gesenkt werden konnte.
Durchlässigkeit des gesamten Bildungssystems: Die Akzeptanz der beruflichen Ausbildung lässt sich durch die Anschlussfähigkeit an höhere Bildungswege oder die Anrechnung erworbener Kompetenzen steigern. Ein durchlässiges Bildungssystem eröffnet Jugendlichen und ihren Eltern die Aussicht, dass mit einer Berufsausbildung viele Wege offen stehen und keine Sackgasse damit verbunden ist. In Portugal und Polen erhalten Auszubildende mit dem Ausbildungsabschluss die Hochschulreife. In Schweden, Deutschland und der Schweiz gibt es Extrakurse zum parallelen oder anschließenden Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung.
Ständige Aktualisierung der Ausbildungsinhalte: Digitalisierung und Transnationalisierung sind globale Trends, die den Arbeitsmarkt und die Unternehmen fundamental verändern. Die Berufsausbildung sollte daher so flexibel ausgestaltet sein, dass sie mit der sich stetig verändernden Arbeitswelt Schritt halten und an branchenspezifische Besonderheiten angepasst werden kann. Je nach Land stünden dafür unterschiedliche Ansätze zur Verfügung, die zum jeweiligen Arbeitsmarkt passen: In Deutschland und der Schweiz gelingt dies beispielsweise durch technikneutrale, gestaltungsoffene Ausbildungsordnungen.
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