Handreichung

Ausbildungsreife und Studierfähigkeit

Thema

Ausbildungsreife und Studierfähigkeit von Jugendlichen

Herausgeberschaft

Christine Henry-Huthmacher/Elisabeth Hoffmann

Autoren/Autorinnen

Christine Henry-Huthmacher/Elisabeth Hoffmann/Gerhard Wolf/Berit Heintz/Stefan Küpper/Jürgen Oelkers/Michael Kiwall/Michael Steinmetz/Wilfried Schubarth/Irmgard Frank

Erscheinungsort

Sankt Augustin/Berlin

Erscheinungsjahr

2016

Stiftungsengagement

Konrad-Adenauer-Stiftung

Literaturangabe

Christine Henry-Huthmacher/Elisabeth Hoffmann (Hrsg): Ausbildungsreife und Studierfähigkeit. Eine Publikation der Konrad-Adenauer-Stiftung. Sankt Augustin/Berlin 2016.

Ziel, Fragestellung, Vorgehensweise

Im Mittelpunkt der Publikation steht die Frage, wie ausbildungs- und studierfähig die Jugendlichen in Deutschland sind und wie Defiziten in diesem Bereich entgegengewirkt werden könnte.

Diese Frage wird in verschiedenen Beiträgen mit folgenden Themen bearbeitet: Ursachen und Folgen einer nachlassenden Studierfähigkeit heutiger Jugendlicher, Aspekte von Ausbildungsreife, notwendige Kompetenzen im 21. Jahrhundert, Entwicklung der akademischen Lehre, Gelingensfaktoren von Ausbildung, Mindeststandards für Kernfächer und soziale Kompetenzen an allgemeinbildenden Schulen, Beschäftigungsfähigkeit als vernachlässigtes Bildungsziel an Hochschulen, von der Handlungsorientierung zur Kompetenzorientierung.

Wichtige Ergebnisse

Hintergrund ist, dass die Bildungsbeteiligung in Deutschland immer mehr gestiegen ist: Mittlerweile verfügt mehr als die Hälfte der Schulabsolventinnen und Schulabsolventen über eine Hochschulzugangsberechtigung. Doch trotz dieser positi­ven Entwicklung und ungeachtet einer relativ geringen Jugendarbeits­losigkeit in Deutschland kritisieren Hochschullehrende und Ausbildende in Unternehmen zunehmend fehlende Grundlagen für Studium und Ausbildung bei Jugendlichen, insbesondere fehlende Grundkompetenzen in Sprache und Mathematik.

Viele Hochschulen und Ausbildungsbetriebe haben mittlerweile darauf reagiert und bessern mangelnde schulische Grundlagen nach, beispielsweise durch Angebote der Schreibberatung, der Texterfassung und des Textverständnisses oder durch Brückenkurse Mathematik. Festgestellt werden auch Defizite in der Berufsorientierung: Etwa ein Viertel aller Azubis und aller Bachelorstudierenden beendet die Ausbildung oder das Studium vorzeitig.

Welche grundlegenden Kompetenzen braucht die heranwachsende Generation für den zukünftigen Arbeitsmarkt? Insbesondere die sogenannte Generation Y, die mit Internet und sozialen Medien aufgewachsen ist, hat einen anderen Zugang zu Wissen und einen anderen Umgang mit Wissen – hier brauche es andere Lehr- und Lernformen in der Schule, so ein Ergebnis. Zudem seien junge Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger durch eine größere Heterogenität als früher gekennzeichnet. Dadurch stehe die Lehre an den Hochschulen, aber auch die Ausbildung in den Betrieben vor neuen Herausforderungen.

Festgestellt wird, dass die Anforderungen von Hochschulen und Betrieben an junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wesentlichen übereinstimmen: Im kogniti­ven Bereich gehe es um die sichere Beherrschung von Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik-, Ausdrucks- und Textverständnisfähigkeit sowie um mathematisch-naturwissenschaftliches Grundlagenwissen. Als mindestens ebenso wichtig wie die fachlichen Voraussetzungen werden die persönlichen und sozialen Kompetenzen bewertet, die sogenannten Soft Skills. Darüber hinaus sei die Kompetenz zur Übertragung von theoretischem Wissen in die Praxis von großer Bedeutung: Ein Viertel der Unternehmen, die sich von Hochschul­absolventinnen und Hochschulabsolventen (mit Bachelor- oder Masterabschluss) in der Probezeit tren­nen, nennen als Hauptgrund die mangelnde Fähigkeit der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, theoretische Kenntnisse in der Unternehmenspraxis umzusetzen.

Aus dieser Situation wird politischer Handlungsbedarf abgeleitet: Bildungspolitik stehe vor der Aufgabe, die Entwicklung im vorberuflichen Bereich so auszugestalten, dass der wichtige Übergang von Schule in Ausbildung oder Studium und anschließend in den Beruf für möglichst viele junge Menschen erfolgreich verläuft.

Angezweifelt wird, dass das Bild vom selbstständigen und kompetenten Kind, das Schulstoff wissbegierig und in Eigenregie aufnimmt, auf alle „normal begabten“ Kinder anzuwenden ist. Vielmehr sollte den grundlegenden Methoden des Lernens, wie Vertiefung und Anwendungsübung, in den schulischen Curricula wieder mehr Raum gegeben werden. Es sei nicht nachvollziehbar, dass das ganzheitliche Menschenbild der Aufklärung durch das punktuelle akribische Messen einzelner Kompetenzen (beispielsweise bei PISA) ersetzt wurde, während persönliche und soziale Kompetenzen in den Curricula kaum ausgestaltet sind, obwohl sie für den Ausbildungs- und Berufserfolg sehr wichtig seien.

Sinnvoll wären deshalb Mindeststandards für Kernfächer und für soziale Kompetenzen an allgemeinbildenden Schulen. Sie seien zur Orientierung von Lehrkräften, Schüler- und Elternschaft dringend notwendig. Auch die Qualität der Berufsorientierung müsse erhöht werden.

Die Entwicklungen in der Arbeitswelt (Stichwort: Industrie 4.0) erfordere die Entwicklung von Konzepten, die praktisches und theoreti­sches Lernen stärker miteinander verzahnen. Auch die jungen Men­schen selbst würden sich einen stärkeren Praxisbezug des Studiums wünschen, was nationale und internationale Umfragen zu diesem Thema zeigten.